Ein Jahr ist vorüber …

… Zeit, zu resümieren.

Ich bin jetzt seit gut zwei Jahren freiberuflicher Schriftsteller und bin inzwischen sicher: Ich möchte es nie mehr missen. Nicht nur, dass dieser Beruf all das ist, was ich mir immer darunter vorgestellt und erhofft habe. Er ist auch wesentlich spannender und erfüllender, als ich es mir je ausgemalt hatte.

Mitte 2012 begann ich mit dem Schreiben des Chronisten. Am 2. Januar wurde der erste Entwurf fertig. Es folgten 4 Monate Überarbeitung und am 3. Mai war es dann soweit: Die eBook-Version erschien für den Kindle auf Amazon. Einen Tag später folgte dann auch gleich die gedruckte Version via Createspace Print-on-Demand, einer Amazon-Tochter.
Es folgten Wochen und Monate, gefüllt mit Marketing und PR, einer Arbeit die, wie ich heute weiß, nie wirklich aufhört. Neil Gaiman sprach in einer Rede einmal davon, dass er irgendwann aufgewacht sei und feststellen musste, dass er zu einem Menschen geworden war, der professionell Emails beantwortet. Das Gefühl kommt mir bekannt vor und ich habe die Aufgabe noch vor mir, Neils Vorbild zu folgen und die Selbstdisziplin aufzubringen, mehr zu ignorieren. 🙂

Auf die Details meiner Werbetätigkeiten will ich hier nicht näher eingehen, Interessierten empfehle ich meinen Artikel „Eigne ich mich zum Selfpublisher“ in der Federwelt Nr. 103 (Uschtrin Verlag, Federwelt Webseite )

Was geschah noch alles in diesem letzten Jahr? Mein Leben hat sich eindeutig bereichert. Allem voran sind da viele neue Bekanntschaften und Freundschaften zu nennen, die ich schließen konnte. Autoren sind Künstler und sitzen damit auch alle im gleichen Boot. Eine der vielen Lebensweisheiten und Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Gleich und Gleich gesellt sich aber auch nun mal gern, und so durfte ich auf meinen Messebesuchen, Buchclubs, Selfpublishertreffen, etc. viele wunderbare Menschen kennenlernen, mit denen ich meine Leiden und Leidenschaften teilen konnte.

Das Schreiben zum Beruf machen ist nicht einfach, aber dafür auch umso lohnender. Vielleicht nicht unbedingt materiell, dafür aber emotional. Wobei auch das finanzielle in meinem Fall befriedigend verlief. Mit viel Arbeit und virtuellem Klinkenputzen konnte ich den Chronisten nach ein paar Wochen fest am Markt platzieren, wie man so unschön sagt. Einmal im Sattel, entwickelte das Buch seinen eigenen Schwung und hielt sich bis heute recht stabil. Erst jetzt, ein Jahr nach Erscheinen, scheint dieser Schwung langsam abzunehmen, aber das ist in Ordnung. Das nächste Buch ist in der Mache. Ich hätte es gerne jetzt schon in den virtuellen Bücherregalen, aber das Leben richtet sich nun mal nicht nach Wünschen.
Seit ein paar Wochen renovieren wir eine Altbauwohnung in größerem Umfang und ich beschloß, dem oberste Priorität einzuräumen. Trotzdem soll „Buch Zwei“ noch dieses Jahr erscheinen, um meiner eigenen Vorgabe von „mindestens ein Buch pro Jahr“ Rechnung zu tragen. Aber auch da heißt es: Kunst lässt sich nicht hetzen, auch wenn das vermessen klingen mag. Das erste Buch ist nie das Beste, noch so eine Erfahrung, die ich gelernt habe. Es ist beinahe mehr eine Art Gesellenstück, das es dem Autor ermöglicht, die Kunst Stück für Stück zu erlernen. Das der Chronist trotz dessen so relativ erfolgreich wurde, freut mich aber natürlich ungemein. Es gab mir die Luft und die Zeit, dran zu bleiben und dieses Jahr die Renovierung und ein zweites Buch zu stemmen. Müsste ich jetzt noch nebenbei arbeiten gehen, wäre beides wohl kaum noch in einem Jahr zu bewältigen.

Zahlen und Fakten.
Ich habe beschlossen, den Weg einiger meiner Kollegen zu gehen und etwas Transparenz in meine Geschichte als Autor zu bringen. Nackte Zahlen also. Die Zählung ist ohne Gewähr, ganz genau lässt es sich schwierig berechnen, aber:
Seit erscheinen hat sich der Chronist ca. 6600 Mal verkauft.
Davon entfallen auf:
Print: 490 Exemplare
eBook: ca. 6120 Exemplare, wobei es sich dabei um ca. 5200 Verkäufe des eBooks handelt und um ca. 900 Ausleihen via Kindle Lending Library für Amazon Prime Kunden.
Dazu kommen noch ca. 40 Exemplare, die ich selbst habe drucken lassen und direkt Verkaufen konnte.

Andere Verkaufskanäle als Amazon habe ich noch nicht bedient, dies ist aber schon seit längerem auf meiner To-Do Liste und soll spätestens für das zweite Buch in Angriff genommen werden.
Ausnahmen bilden hier nur zwei lokale Buchhandlungen in meiner Heimatstadt Aschaffenburg, die ich selbst beliefere, sowie ein geneigter Leser, der mich um eine Tolino-Version nachfragte und von mir ein Rezensionsexemplar im ePub Format geschenkt bekam, für das Versprechen, mir im Gegenzug dafür ausführlich seine Meinung zu berichten. (Dies war -noch- eine Ausnahme und ein Einzelfall, geboren aus gutem Gespräch. Nicht das mir jetzt die Tolino-Leser die Bude einrennen) 🙂

Ranglisten. Die ewige Crux des Amazon Kindle Autors. Wo steht mein Buch heute? Ist es gesunken oder gefallen? Warum wird diese vermaledeite Liste nur alle Stunde aktualisiert?
Das ständige aktualisieren der Verkaufszahlen war eine Sucht, von der ich mich nur langsam und mit viel Willenskraft befreien konnte. Inzwischen sehe ich das Ganze etwas lockerer, aber einmal täglich kann ich mir den Blick dann doch nicht verkneifen. Ablenkung hilft.
Auch hier die nackten Zahlen und eine hübsche Grafik.
Einige Monate verbrachte der Chronist auf Platz 1 der Kindle Bücher der Kategorie Religion und Glaube und ebenso lange konnte er sich auch unter den top 20 der historischen Romane halten.
Seine höchste Platzierung erreichte er mit Platz 121 in den allgemeinen Kindle Charts und er verbrachte nach aktuellem Stand insgesamt 263 Tage in den Top 100 der Kategorie Politik und Geschichte (Print und eBooks gesamt).
Die Printversion erreichte ihren höchsten Stand mit Platz 1314 aller Bücher auf Amazon.
All dies reichte, um der Kindle Version Platz 594 in der Jahresbestellerliste für 2013 zu sichern. Ein Achtungserfolg wie ich finde, wenn man bedenkt, dass das Buch nur 7 Monate in 2013 verfügbar war.

Und als letzte Selbstbeweihräucherung noch ein Screenshot. Gezeigt wird der Verkaufschart der Kindle Version für das ganze letzte Jahr, die Werte entsprechen dem Abschliessenden Verkaufsrang im Kindle Store auf Amazon.de:
Verkaufsrang
(Aufs Bild klicken zum Vergrößern)

So. Damit sollten alle Zahlenjunkies endgültig befriedigt sein.
Wobei dies eigentlich natürlich weniger der Selbstbeweihräucherung dienen sollte. Vielmehr wollte ich allen Freunden und Bekannten einmal die Möglichkeit geben zu sehen, „was der Matthias im letzten Jahr so getrieben hat, man sieht ihn ja kaum noch!“ – und vor allem, was dabei herausgekommen ist. Summa summarum habe ich vor allem Amazon einigen Umsatz beschert, der im niedrigen-mittleren fünfstelligen Bereich liegen dürfte. Leider ist es schwer, nach Preisänderungen etc. dies genau einzuschätzen, dazu wäre einige Rechnerei von Nöten, für die ich dann doch zu faul bin. Der geneigte Leser sollte aber auch so in der Lage sein, sich das selbst zu errechnen. Zu einfach muss ich es dem Finanzamt ja auch nicht machen, selbst wenn das Amt Künstlern gegenüber ja doch erstaunlich gnädig erscheint. 🙂 Ganz kulturlos ist Deutschland dann ja doch noch nicht und davon profitiere sogar ich, als Selfpublisher. (Auch wenn meine Faulheit bisher immer noch verhindert hat, dass ich mich endlich mal mit der Künstlersozialkasse auseinandersetze).

Ausserdem wollte ich hier auch noch mal ein Beispiel für meine Predigt geben, die ich meinen Autorenkollegen seit einem Jahr vorhalte: Vom Schreiben leben können ist auch in Deutschland möglich. Es verlangt viel Arbeit, Ausdauer und Frustresistenz, aber es geht. Reich wird man sicher nicht dabei, ausser man landet einen Überraschungserfolg, aber die Rechnungen werden bezahlt. Und mit jedem neuen Buch kommt ja auch eine neue Einnahmequelle hinzu, die im besten Fall auch in Jahren noch ihren Teil abwirft.

Genug geschwafelt. Ich arbeite nebenbei immer noch an meinem Messebericht zur Buchmesse Leipzig, sowie einem Blogeintrag über den Self-Publisher-Day in Würzburg letzten Monat, aber die werden wohl leider noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, die momentan leider immer noch knapp ist bei mir. Aber sie werden kommen, versprochen!

Viele Grüße und einen schönen Sonntag Abend noch!

Über Matthias Wenzel

Matthias Wenzel: leidenschaftlicher Leser von Fantasy, Krimis, Science Fiction, Abenteuerromanen und historischen Romanen Im Juli 2012 begann Matthias mit der Arbeit an seinem ersten, eigenen Roman, für ihn eine logische Folge aus jahrelanger Begeisterung für das Lesen und das Schreiben. 2013 wählte er den Weg der Selbstveröffentlichung als Ebook-Autor, da er in seiner Kompetenz mit IT-Themen und Internet schon lange einen persönlichen Draht zum Für und Wieder der elektronischen Unterhaltung und Kultur hatte.
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